Lennart Quester


C.R.E.A.M. (Cash rules everything around me)
9. August 2009, 20:30
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Es ist zum Heulen! Ich hatte mir Anfang Juli bei Falk Bikes ein ganz tolles Fahrrad ausgesucht, bestellt und mit 640 Euro angezahlt. Ich muss dazu sagen, dass ich seit ca. zwei Jahren mit dem Gedanken spiele, mir ein Rad zu kaufen, und seit dieser Zeit auch die Falk Bikes im Auge habe und das Unternehmen deshalb auch eingehend beobachtet habe. Dieses hatte auf mich einen sehr soliden, rundum überzeugenden Eindruck gemacht und dem Anschein nach keinen Grund zu irgendwelcher Skepsis oder Zweifeln bezüglich der Vertrauenswürdigkeit geboten. Ich war auch mehrere Male in deren Geschäften (zuerst in der Wörther Str. und seit Neustem dann in der Prenzlauer Allee) und habe mich vor Ort ein Bild von der Qualität der Fahrräder und der Serviceleistung des Unternehmens gemacht.

Doch nachdem eine Lieferzeit von ca. drei bis vier Wochen mitgeteilt wurde, erhielt ich ca. zwei Wochen nach der Bestellung eine Mail. Darin wurde mir mitgeteilt, dass Falk Bike vor einem Neuanfang stehen würde. Der alte Inhaber der Firma, Falk Tubbesing, sei sehr schwer erkrankt und das Unternehmen in Folge dessen in Schwierigkeiten gekommen. Dieser müsse nun Insolvenz anmelden, doch die Mitarbeiter und ein neuen Inhaber, Achim Schulz, hätten sich entschlossen, dass Unternehmen und die Marke weiterführen zu wollen. Man sicherte mir zu, innerhalb eines Zeitraums von 14 – 28 Tagen alle laufenden Aufträge und Bestellungen abzuarbeiten und die Fahrräder auszuliefern. Ich war zunächst geschockt und in Sorge über meine geleistete Anzahlung, aber die Information über einen Neustart und eine zugesicherte Auslieferung beruhigten mich zunächst. Ich rief bei Falk Bike an und besprach mit einem Mitarbeiter, dass ich in ca. zwei Wochen wieder anrufen und mich erneut erkundigen solle.

Eine Woche später obsiegte meine Neugier und ich rief wieder bei Falk Bike an. Zu meiner großen Verwunderung, nahm dort niemand ab, obwohl das Geschäft in dieser Zeit geöffnet sein sollte. Wenige Minuten später erhielt ich eine Mail von Falk Tubbesing, dem bisherigen Inhaber. Er entschuldigte sich inständig und erklärte seine Situation. Er war ein halbes Jahr zuvor an Krebs erkrankt und konnte das Unternehmen deshalb nicht mehr wie bisher führen. Außerdem wurden seiner Aussage nach zugesagte Investitionen auf Grund der aktuellen Wirtschaftskrise nicht eingehalten. Dadurch geriet das Unternehmen in Schwierigkeiten und er sah sich gezwungen, Insolvenz anzumelden. Eine Kanzlei Brockdorff sei als Insolvenzverwalter benannt worden.

Ich bin nun sehr in Sorge über meine Anzahlung und gehe davon aus, dass es nicht zu dem angekündigten Neustart unter einem neuen Inhaber gekommen ist und ich deshalb als Gläubiger aus der Insolvenzmasse von Falk Tubbesing bedient werde. Dafür spricht, dass ich sich Falk Bike weder per Telefon, noch per Mail erreichen lässt und dass auf der Webseite der Firma auf einmal eine Information bezüglich der Insolvenz zu sehen ist und es dort heißt, dass ein Insolvenzverfahren eröffnet worden ist.

Ich habe nun dem zuständigen Sachbearbeiter bei der Kanzlei Brockdorff eine Mail geschrieben, in der ich um umgehende Aufklärung bezüglich der Gesamtsituation im Allgemeinen und der speziellen Situation meiner Bestellung gebeten habe. Entweder gibt es doch noch einen Neuanfang und ich habe eine Chance mein Fahrrad trotz aller Widrigkeiten in Empfang nehmen zu können (wovon ich allerdings im Moment nicht im Geringsten ausgehe) oder es ist so wie ich immer stärker befürchte und das Unternehmen steht vor dem endgültigen Aus und ich kann mir meine Anzahlung quasi an den Hut stecken. Tja, es ist so, wie es ist. Ich kann nun leider nichts mehr tun, um mich aus diesem Schlamassel zu befreien und muss wohl oder übel die bittere Pille schlucken.

Wenn ich etwas daraus gelernt haben sollte, dann die Erkenntnis, dass ich mit Sicherheit niemals wieder eine Anzahlung in einer solchen Höhe leisten werde und ich in Zukunft nur noch bei Erhalt der Ware oder Dienstleistung zahlen werde. Es nervt mich gewaltig, doch in absehbarer Zeit wird es hoffentlich nicht mehr so schmerzen, an diese Geschichte denken zu müssen.

NACHTRAG:

Ich habe heute eine Antwort von der Rechtsanwalt Brockdorff zu meiner Anfrage bzgl. der Insolvenz von Falk Bike erhalten:

Sehr geehrter Herr Quester,

wir nehmen Bezug auf Ihre E-Mail vom 19. August 2009. Wir hatten bereits hierzu eine E-Mail an Sie versandt, welche Sie anscheinend nicht erreicht hat.

Gern teilen wir Ihnen nochmals mit, dass wir derzeit auf Grund des Insolvenzantrages des Schuldners ein Gutachten über seine Vermögenssituation erstellen. Wir werden voraussichtlich demnächst anregen, das Insolvenzverfahren zu eröffnen. Nach Verfahrenseröffnung werden wir Sie als Gläubiger anschreiben, mit der Bitte, Ihre Forderungen zur Insolvenztabelle anzumelden. Eine Auslieferung des Fahrrades bzw. eine Rückerstattung des von Ihnen gezahlten Kaufpreises ist nicht möglich, da weder das Fahrrad noch der entsprechende Anzahlungsbetrag vorhanden ist.

Mit freundlichen Grüßen

Matthias Döllefeld

Für mich ist das die Bestätigung, dass ich meine Anzahlung mit großer Wahrscheinlichkeit nie wiedersehen werde 😦

P.S. Es gibt einen sehr interessanten Kommentar zu diesem Post, der die Gründe für das Scheitern des Neuanfangs erklärt.